Start > Leben und Wohnen > Bildung und Kinderbetreuung > Kinderbetreuung > Gemeindekindergarten Wart > Einrichtung > Bild vom Kind

Bild vom Kind

Bild vom Kind Kindergarten Wart
(Auszug aus der Konzeption)


(Stand: 10.09.2020)

Das Bild vom Kind beschreibt „Vorstellungen, was Kinder können, sollen, dürfen, wie man sie fördert und wie man ihnen schadet“[1]. Die ersten Lebensjahre und das Kindergartenalter sind die lernintensivste Zeit des Menschen[2]. Das Bild vom Kind bildet das Fundament unserer pädagogischen Arbeit und ist somit Grundlage für die optimale Förderung. Wir haben das Bild vom Kind anhand unterschiedlicher Fachliteratur und durch kollegialen Austausch formuliert. Die verwendete Fachliteratur beinhaltet überwiegend Pädagogen, die als Wegbereiter klassischer pädagogischer Konzepte der Frühpädagogik gelten: Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), Johann Friedrich Oberlin (1740-1826), Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827), Friedrich Wilhelm Fröbel (1782-1852) und Maria Montessori (1870-1952)[3].

Unser Bild vom Kind setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Zum Einem den Blick auf das einzelne Kind mit seiner Persönlichkeit, seinen Bedürfnissen und Lebenshintergründen und zum Anderen das allgemeine Bild vom Kind, was unsere Grundhaltung gegenüber allen Kindern beschreibt und folgend dargestellt wird.

Der Aussage von Oberlin, der „Kinder prinzipiell als eigenständige Wesen mit einem ausgeprägten Lernwillen und mit Bildungsfähigkeit“[4]  beschreibt, stimmen wir zu. Diesen Lernwillen verstehen wir als intrinsische Motivation (= innere Motivation, ohne Anreize von außen) von Kindern, die sich ihre Welt aktiv erschließen[5]. Jedes Kind strebt somit nach einer Erweiterung seines Wissens und Könnens in allen Lebensbereichen. Diese Erweiterung wird folgend auch als „Entwicklung“ bezeichnet. Der intrinsische Lernwille und die Bildungsfähigkeit können durch Begegnungen mit anderen Personen und der Umgebung in der sich das Kind bewegt gefördert, aber auch gehemmt werden.

Kinder lernen von und mit anderen Kindern, egal ob jünger oder älter[6], sowie von und mit den pädagogischen Fachkräften. Das gemeinsame Lernen intensiviert sich mit einer sicheren Bindung zwischen den jeweiligen Personen.

Neben den Begegnungen mit anderen Personen ist die Umgebung in der sich die Kinder bewegen von zentraler Bedeutung. Das Prinzip der vorbereiteten Umgebung, angelehnt an Maria Montessori, fördert eine intensive Auseinandersetzung zwischen Kind und Umgebung. Durch strukturierte, geplante und spontane Beobachtungen von pädagogischen Fachkräften werden Interessen und Bedürfnisse der Kinder(-gruppe) erkannt und die Kindertageseinrichtung entsprechend gestaltet. Dies bezieht sich auf das Material, die Struktur und das Soziale. Wird z.B. beobachtet, dass Kinder sich derzeit vermehrt im Kreativbereich aufhalten, kann durch die Anschaffung neuer Materialien ein Impuls gesetzt werden. Die Struktur meint z.B. veränderbare Regeln und Rituale. Das Soziale beinhaltet unter anderem die Zusammensetzung verschiedener Projektgruppen[7].

Wie bereits genannt, sehen wir das Kind als eigenständiges Wesen, welches aktiv agiert, d.h. das Kind macht in den Begegnungen mit Personen und seiner Umgebung eigene Erfahrungen. Von Rousseau wird dies Erfahrungslernen genannt . Durch eine stabile Bindung traut sich das Kind neue Erfahrungen zu und durch die vorbereitete Umgebung erhält es regelmäßig Impulse. Diese können nur in dem Rahmen gemacht werden, indem das seelische und körperliche Wohl des Kindes oder das eines Dritten nicht gefährdet ist[9].

Neben den natürlichen Erfahrungen der Kinder benötigen einige Themen eine Hinführung von außen z.B. Gefahren im Straßenverkehr. Wir erleben bei den Kindern verschiedene Lerntypen und bieten den Kindern daher verschiedene Möglichkeiten für Neues. Für die feste Verankerung von Neuem müssen Kinder mit allen Sinnen und durch Veranschaulichung lernen - in Pestalozzis Worten: „Mit Kopf, Herz und Hand“[10]. Nur durch erproben, erleben und erfahren können Kinder Neues fest verankern. Ein zentrales Lerninstrument ist das kindliche Spiel (vgl. Fröbel[11]). Was für Außenstehende häufig als unbedeutendes Spiel abgetan wird, sehen wir als zentralen Lernprozess der Kinder an und unterstützen diesen.

Ein weiterer wichtiger Bereich für das Bild vom Kind ist die Partizipation, das Informations- und Mitbestimmungsrecht der Kinder (vgl. Kinderrechte). In diesem Bereich muss eine Balance zwischen der aktiven Mitbestimmung und der passiven Informationsweitergabe gefunden werden. Diese Konzeption beinhaltet ein extra Kapitel zum Thema Partizipation.

Fazit: Das Bild vom Kind ist für uns das Fundament der pädagogischen Arbeit. Wir sehen das Kind als aktiven Akteur, der seinem intrinsischen Lernwillen und seiner Bildungsfähigkeit nachgeht. Begegnungen mit anderen Personen und die Umgebung des Kindes können die Entwicklung positiv, aber auch negativ beeinflussen. Für eine optimale Entwicklung bedarf es stabiler Bindungen und Impulse durch die Umgebung.


Literaturverzeichnis
Keller, H. (2013). Bilder vom Kind - ihre Implikationen für Entwicklung und Bildung. In C. Förster, K. Höhn, & S. A. Schreiner, Kindheitsbilder - Familienrealitäten. Prägende Elemente in der pädagogischen Arbeit (S. 25 - 33). Freiburg im Breisgau: Verlage Herder GmbH.

Knauf, H. (2010). Pädagogik. In M. Kerz, Kinder erziehen, bilden und betreuen. Lehrbuch für Ausbildung und Studium (S. 188-237). Berlin, Düsseldorf: Cornelson Verlag Scriptor GmbH & Co. KG.
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg. (2014). Orientierungsplan für Bildung und Erziehung in baden-württembergischen Kindergärten und weiteren Kindertageseinrichtugen. Freiburg im Breisgau: Verlag Herder.

_________________________


[1] (Keller, 2013, S. 25)
[2] (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, 2014, S. 18)
[3] (Knauf, 2010, S. 212 ff.)
[4] (Knauf, 2010, S. 215)
[5] (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, 2014, S. 22 ff.)
[6] (Knauf, 2010, S. 217)
[7] (Knauf, 2010, S. 219 f.)
[8] (Knauf, 2010, S. 214 f.)
[9] (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, 2014, S. 24)
[10] (Knauf, 2010, S. 217)
[11] (Knauf, 2010, S. 218)