Weinbergschützen

Weinbergschützen

Weinberghut

Das waren noch Zeiten

Recht Interessantes (auch zum Schmunzeln) liest man in den Gemeinderatsprotokollen aus dem Jahre 1928.
Zunächst erfolgte schon im Juni 1928 ein Bewerberaufruf. Es gehen mehr Meldungen ein, so dass der Gemeinderat die Auswahl treffen muss. Seinerzeit wurden gewählt: Eugen Hirth, Otto Knöll, Karl Feierabend, Hermann Stadler, Walter Henn, Hugo Wörner, Franz Schmidt (Klemens Sohn), Hermann Schmidt, Otto Schmidt, Franz Feierabend, Ludwig Hirth und Wilhelm Fuchs.

Des Weiteren bestimmte der Gemeinderat in § 398 im Protokoll:

Die Weinberghut beginnt am 08. September 1928.
Das Tagegeld wird von ursprünglich beschlossenen 5RM 50Pf auf 5 RM herabgesetzt.
Den Weinberghütern ist zu eröffnen, dass sie morgens früh und abends nicht zu schießen brauchen, weil es zwecklos ist.
Ihre Pistolen dürfen sie keinem Anderen geben. Bei geringsten Verfehlungen haben die Hüter sofortige Entlassungen zu gewärtigen.
Das Mittagessen ist einzeln und nicht in Gesellschaft einzunehmen, überhaupt ist das Hinausbestellen und die Unterhaltung mit Kameraden strengstens verboten.
Der gesamte Gemeinderat ist zur Kontrolle der Hüter berechtigt und wird dies auch ausüben. Die Kontrollen sind zu vermerken. Für jede Anzeige, die von Weinberghütern gemacht wird, wird eine Prämie von 1RM aus der Gemeindekasse bezahlt, sofern Bestrafung des Täters erfolgen kann.

Die Weinberghut ist schon immer ein wichtiges Thema der Gemeinde gewesen. Vor dem Kriege und auch in den 40er und 50er Jahren gab es genügend Meldungen, meist waren es jüngere Bauernbuben. Es musste sogar ausgewählt werden. Eine Voraussetzung, den Posten zu bekommen, war, dass man das Weinbergrätschen beherrscht hat.

Die Organisation lag in den Händen der Verwaltung, tatkräftig unterstützt durch die jeweiligen Feldhüter wie Hans Halmosi und zuletzt von Gerhard Maurer von 1983 bis 1995. Diese waren zusätzlich mit einer Schrotflinte ausgestattet. Heute sind meist Rentner im Einsatz. Während man früher alles zu Fuß ging, sind heute Mopeds, Motorräder oder Autos in den weit auseinander liegenden Gebieten im Einsatz.

2004 waren sechs Weinberghüter beschäftigt. Sie waren täglich etwa 70 Kilometer unterwegs. Heutzutage sind noch 4 Weinberghüter beschäftigt. Die Kosten werden zum Großteil von der WG Flein-Talheim und den dort nicht angeschlossenen Weinbergbesitzern getragen.

Wie wurden die Staren bekämpft?

Bereits in den zwanziger Jahren wurden die Staren in erster Linie mit Weinbergrätschen und Vorderladern bekämpft. In alten Akten ist der Umgang mit Vorderladern besonders beschrieben.
Dann ab den 60er Jahren gab es Pistolen mit Zündhütchen und Knallpatronen, ganz selten waren noch Weinbergrätschen im Einsatz.


Verfasser: Erich Bindereif