Das Talheimer Massengrab - ein einzigartiger Fund aus der Jungsteinzeit
eine Talheimer Dorfgemeinschaft, bestehend aus 34 Männer, Frauen und Kinder, wurde überfallen. Alle wurden getötet, in eine Grube geworfen und verscharrt.
Wie kam man darauf?
Im Jahr 1983 stieß der Talheimer Landwirt Erhard Schoch beim Vertiefen seines Frühbeetes auf menschliche Knochen. Er meldete diesen Fund auf dem Rathaus und dieses widerum schaltete die zuständigen Behörden ein. Das Landesdenkmalamt legte daraufhin in den Jahren 1983 und 1984 auf einer Fläche von 2,90 x 1,20 - 1,50 m eine bis zu
20 cm mächtige Knochenschicht frei.
Was herauskam war eine Sensation:
ein Massengrab aus der Jungsteinzeit
Anhand der gefundenen Tonscherben ließ sich die Zuordnung zur Bandkeramischen Kultur bestimmen. Die Knochen wurden mit der 14C-Methode naturwissenschaftlich untersucht und auf 5.000 vor Christus datiert. Heute datieren die Spezialisten den Fund auf 5.100 Jahre vor Christus.
Es konnte rekonstruiert werden, dass 18 Erwachsene und 16 Kinder und Jugendliche getötet worden sind, die meisten von ihnen von hinten her erschlagen. Als Waffen dienten verschiedene Flachhacken, Schuhleistenkeile, Keulen und stumpfe Geräte. Anhand der Verletzungen konnte man ableiten, dass die Opfer keine Möglichkeit hatten, sich zu wehren. Es war ein Überraschungsangriff.
Diesem Thema ging das Archäologie-Museum Heilbronn auf den Grund:
- Wer überfiel die Talheimer Dorfgemeinschaft?
- Wo standen die Häuser der 34 Opfer?
- Wie verlief der Tathergang?
- Warum wurden die Toten in einer Grube ohne erkennbares Grabritual verscharrt?
- und... und.... und.......
Was bei der Ermittlung und Klärung dieser Fragen durch das Archäologie-Museums herauskam war und ist ein echter
Steinzeit Krimi
In einer eindrucksvollen Sonderausstellung "Tatort Talheim" des Archäologie-Museums Heilbronn in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege werden die neuesten Forschungsergebnisse präsentiert, die Arbeitsweise des Anthropologen, des Gerichtsmediziners und des Archäologen werden dokumentiert und es wird versucht den Tathergang zu rekonstruieren.
Die Spezialisten können anhand der gefundenen Knochen die Größe, das Geschlecht, Krankheiten, besondere Körpermerkmale und Verwandtschaftsbeziehungen ableiten. Kleidung und Schmuck, Haare und Körperbemalungen wurden rekonstruiert. So bekommen die 34 Talheimerinnen und Talheimer aus der Jungsteinzeit ein Gesicht.
In Skizzen und im Film wird veranschaulicht, wie kleine Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer mit unterschiedlichen Waffen getötet worden sind.
Copyright: Wild life Art
Diese beeindruckende Sonderausstellung fand bis zum 3. Februar 2008 im Archäologie-Museum Heilbronn statt. Seitdem ist diese Ausstellung "on Tour", denn:
- dieser Fund ist nicht nur national sondern
- international bekannt und eine Attraktion
bisherige Termine:
- 15.02.08 bis 22.06.2008
Neanderthal Museum Mettmann - 28.02.09 bis 10.05.2009
Archäologisches Landesmuseum Konstanz - 28.05.09 bis 20.09.2009 Museen der Stadt Hanau, Vor- und Frühgeschichtsmuseum Schloss Steinheim
Wissenswertes:
Im Archäologie-Museum Heilbronn ist eine Auswahl von Abgüssen der Schädel mit Verletzungen ausgestellt.
Zudem ist dort auch das Begleitheft zum Preis von 8,00 € (Stand 2009) zu diesem Thema erhältlich:
- Joachim Wahl und Hans-Christoph Strien, Tatort Talheim - 7 000 Jahre später Archäologen und Gerichtsmediziner ermitteln. museo 23 - 2007/2009
Weitere Publikationen:
Joachim Wahl, Karies, Kampf & Schädelkult. 150 Jahre anthropologische Forschung in Südwestdeutschland.
Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg Heft 79, Konrad Theiss Verlag Stuttgart (2007). Von Adeligen, Minnesängern und Massengräbern - Spektakuläre Grabfunde als Spiegel der Zeit.
1. Sensation unter dem Frühbeet - Das Steinzeit-Massaker von Talheim Seite 65 - 68.